Unter dem Motto „Der Bär ist los - Zum Appenzeller Wappentier“ zeigt das Museum Herisau vom 28. Mai bis 26. Dezember 2010 eine Sonderausstellung
Seit dem Wiederauftauchen von Bären in der Schweiz im Sommer 2005 ist dieses beeindruckende Tier wieder in aller Munde. Und seit 1379 bildet der aufrecht stehende Bär das Appenzeller Wappentier. Gründe genug, dem Bären einmal im Rahmen einer Ausstellung auf den Pelz zu rücken. Oder möchten Sie lieber einmal einen Bären streicheln?
Im Unterschied zu den vielen Ausstellungen in der jüngeren Gegenwart soll bei uns der Bär nicht unter zoologischen Gesichtspunkten betrachtet werden, sondern primär unter kulturgeschichtlichen. Thematisiert wird insbesondere der Ursprung für den Bären in unseren Kantonswappen, die Legende über die Begegnung des Mönchs Gallus mit einem Bären. Sie schildert den St. Galler Klostergründer als einen Heiligen, der es verstand, das stärkste und gefährlichste einheimische Raubtier zu bezwingen — und zwar nicht mit Gewalt im Stile eines Bärenjägers, sondern mit dem beispielhaften Einsatz der Tugenden eines Gottesmannes. Diese Legende war nur eine von vielen, die ab dem Frühmittelalter entstanden und die Überlegenheit von Heiligen über den gefürchteten König der Tiere zum Inhalt haben. Den Hintergrund bildete der Kampf der christlichen Kirche gegen den Bären, dem in der keltischen, germanischen und slawischen Welt seit urdenklichen Zeiten eine besondere kultische Verehrung zuteil worden war. Die Galluslegende steht aber auch für die Einengung des Lebensraums für Wildtiere durch die zunehmende Erschliessung von Siedlungsflächen durch den Menschen.
Von einigen Ansätzen abgesehen gab es im Appenzellerland keine kultähnliche Verehrung des Bären wie im Stadtstaat Bern. In den 1520er Jahren scheinen die Appenzeller am Hauptort immerhin ein lebendes Exemplar ihres Wappentieres gehalten zu haben. Wie ein Streit aus dem Jahr 1579 zeigt, achtete man auch peinlichst genau darauf, welchen Eindruck das Wappentier vermittelte. Damals gab der Buchdrucker Straub in St. Gallen einen Kalender heraus, dessen besonderer Schmuck eine Tafel mit den Wappen aller Eidgenössischen Orte bildete. Das Appenzeller Wappen zeigte allerdings eine Bärin und keinen Bären. Die solcher Art in ihrem Stolz verletzten Appenzeller verlangten von der für die Zensur zuständigen St. Galler Regierung eine Wiedergutmachung und drohten gar mit einem Feldzug gegen die Nachbarstadt.
Einen eigentlichen Gegensatz zur Verehrung des Bären als Wappentier bildete der Artikel 185 in den Appenzeller Landbüchern, der die Ausrottung dieses Tieres zur Staatsaufgabe machte. Das letzte frei lebende Exemplar wurde 1673 in Urnäsch geschossen. Nur noch Flurnamen wie Bärloch oder Dunkelberndli halten seither die Erinnerung an die Existenz frei lebender Bären wach.
Mit der Ausrottung war der Weg frei gegeben für die Verniedlichung des Bären. Das böse Wildtier kehrte als liebeswertes oder stolzes Tier zurück. In fast jeder Appenzeller Gemeinde befindet sich ein Restaurant Bären. Fast kein Appenzeller Kinderzimmer ist ohne Teddybär. Die Blochumzüge lassen sich von einem Bären begleiten. Und zu einem Markenzeichen wurden die Appenzeller Bärli-Biber.
Vorschau
(Appenzeller Zeitung 26. Mai)
Vernissage
Freitag, 28. Mai 2010, 19:00 Uhr
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung
Sonntag, 13. Juni 2010,
10.30 Uhr
Sonntag, 22. August 2010,
10.30 Uhr
Donnerstag, 16. September 2010,
19.30 Uhr
Sonntag, 28. November 2010,
10.30 Uhr
Bärenstand am Herisauer
Samstagsmarkt
Samstag, 5. Juni 2010,
08.30-12.30 Uhr, Obstmarkt
Ferien für Ihren
Lieblings-Teddy
Gönnen Sie Ihrem Lieblings-Teddybären Ferien bei uns im Museum.
Bärenbring-Tag am Samstag, 5. Juni 2010,
08.30-12.30 Uhr am Bärenstand auf dem Obstmarkt oder später zu den regulären
Öffnungszeiten.
Bärlibiber-Backen
für Kinder ab 8 Jahren (max. 20 Teilnehmende); Kosten Fr. 15.-;
Anmeldung an
stucki.ar@bluewin.ch
Samstag, 11. September 2010,
14:00 Uhr
Samstag, 20. November 2010, 14:00 Uhr
in der Oertle Mühle, Hundwil
Unter Bären in Alaska
Referent: David Bittner, Biologe, Bern
Freitag, 12. November 2010,
19.30 Uhr
im Kantonsratsaal, Regierungsgebäude am Obstmarkt, Herisau
Bärengeschichten unter dem Weihnachtsbaum
Mit: Andreas Stucki, Herisau
Freitag, 24. Dezember 2010,
10:00 Uhr
Bärenkoffer für den Schulunterricht Der erste Museumskoffer ist
da!
Ausleihfrist (ab 1. September 2010): 4 Wochen
Kontakt:
stucki.ar@bluewin.ch
Bärlibiber-Backen
im Holzofen der Oertle Mühle, Hundwi
am Nachmittag (ausser Mittwoch) nach Absprache;
Kosten Fr. 150.- pro Klasse (inkl. Biber und Getränk);
Anmeldung direkt bei Hans Oertle,
info@muehle-hundwil.ch, Tel. 071 367
12 46